Freelance-Arbeit in Deutschland: Selbstständig werden und ein Gewerbe anmelden

Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine selbstständige Karriere als Freelancer in Deutschland. Doch bevor es mit der eigentlichen Arbeit losgeht, gibt es einige formale Schritte zu beachten. Hier erfährst du, wie du dein Gewerbe anmeldest, welche steuerlichen Aspekte wichtig sind und welche Regelungen du kennen solltest.
1. Muss ich ein Gewerbe anmelden?
Nicht jeder Freelancer muss ein Gewerbe anmelden. Die Unterscheidung zwischen Freiberuflern und Gewerbetreibenden ist entscheidend:
- Freiberufler: Dazu gehören Berufe wie Journalisten, Designer, IT-Berater oder Ärzte. Sie melden ihre Tätigkeit direkt beim Finanzamt an und benötigen kein Gewerbe. Die rechtliche Grundlage hierfür bildet § 18 Abs. 1 Nr. 1 Einkommensteuergesetz (EStG).
- Gewerbetreibende: Wer keine freiberufliche Tätigkeit ausübt, muss sein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden. Die Gewerbeanmeldung ist nach § 14 Gewerbeordnung (GewO) verpflichtend.
Um sicherzugehen, ob die eigene Tätigkeit als freiberuflich anerkannt wird, kann es hilfreich sein, sich im Vorfeld mit einem Steuerberater oder dem zuständigen Finanzamt abzustimmen. Falsche Angaben können zu Problemen bei der Steuererklärung führen und sollten daher vermieden werden.
2. Anmeldung eines Gewerbes in Berlin
Falls deine Tätigkeit nicht als freiberuflich anerkannt wird, musst du dein Gewerbe anmelden. In Berlin kannst du dies online über das elektronische Anmeldesystem erledigen: Gewerbeanmeldung Berlin
Nach der Anmeldung erhältst du einen Gewerbeschein, und dein zuständiges Finanzamt wird automatisch informiert. Die steuerliche Anmeldung muss gemäß § 138 Abgabenordnung (AO) innerhalb eines Monats nach Aufnahme der Tätigkeit erfolgen. In anderen Städten oder Bundesländern kann sich das Verfahren leicht unterscheiden, weshalb es ratsam ist, sich vorher auf der Website des zuständigen Gewerbeamts zu informieren.
3. Steuerliche Registrierung mit ELSTER
Jeder Freelancer muss sich steuerlich registrieren. Dies erfolgt über die offizielle Plattform ELSTER. Hier kannst du ein Konto erstellen und den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen: ELSTER Anmeldung
Nach der Registrierung erhältst du eine Steuernummer, die du auf Rechnungen angeben musst. Diese ist essenziell für die Steuerabwicklung, insbesondere wenn du Rechnungen an Unternehmen schreibst. Ohne Steuernummer kannst du keine rechtskonformen Rechnungen ausstellen, was wiederum Probleme bei der Umsatzsteuer und der Einkommensteuer verursachen kann.
4. Unfallversicherung für Freelancer
Alle Unternehmen, auch Einzelunternehmer und Freelancer, müssen sich innerhalb einer Woche nach Gründung bei der Berufsgenossenschaft (gesetzliche Unfallversicherung) anmelden. Diese Anmeldung ist verpflichtend gemäß § 192 SGB VII, selbst wenn du keine Mitarbeiter hast.
Es gibt verschiedene Unfallversicherungsträger:
- Gewerbliche Berufsgenossenschaften (branchenabhängig)
- Öffentliche Unfallversicherungsträger
- Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften
In der Regel sind Unternehmer nicht automatisch versichert, können aber freiwillig eine Absicherung gegen Arbeits- und Wegeunfälle sowie Berufskrankheiten beantragen (§ 6 Abs. 1 SGB VII). Eine freiwillige Versicherung kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn deine Tätigkeit mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist oder du auf eine kontinuierliche Erwerbsfähigkeit angewiesen bist.
5. Die Kleinunternehmerregelung: Ja oder Nein?
Die Kleinunternehmerregelung kann für viele Freelancer eine attraktive Option sein. Wenn dein Umsatz im ersten Jahr unter 22.000 € liegt und im Folgejahr 50.000 € nicht übersteigt, kannst du dich gemäß § 19 Umsatzsteuergesetz (UStG) von der Umsatzsteuerpflicht befreien lassen.
Vorteile:
- Keine Umsatzsteuer auf Rechnungen
- Weniger Verwaltungsaufwand
Nachteile:
- Keine Vorsteuerabzugsberechtigung
- Bei steigendem Umsatz kann die Regelung langfristig unvorteilhaft sein
Die Entscheidung für die Kleinunternehmerregelung gilt für fünf Jahre, daher sollte sie gut überlegt sein. Wenn du beispielsweise planst, hohe Investitionen tätigen zu müssen, kann es sich lohnen, auf die Kleinunternehmerregelung zu verzichten, um die Vorsteuer abziehen zu können.
6. Fazit: Erfolgreich als Freelancer starten
Die Gründung als Freelancer in Deutschland erfordert einige administrative Schritte, aber mit der richtigen Vorbereitung ist der Prozess machbar. Die Wahl zwischen Freiberuflichkeit und Gewerbe, die steuerliche Registrierung über ELSTER, die Anmeldung bei der Unfallversicherung und die Entscheidung zur Kleinunternehmerregelung sind essenzielle Punkte für einen erfolgreichen Start.
Neben den formalen Aspekten ist es ratsam, sich auch mit weiteren Themen wie der Krankenversicherung, der Altersvorsorge und der Buchhaltung auseinanderzusetzen. Wer sich gut informiert und seine Selbstständigkeit strategisch plant, kann sich voll und ganz auf den Aufbau seines Business konzentrieren und langfristig erfolgreich als Freelancer arbeiten.